KI in der Arbeitswelt – Was kommt auf uns zu?

Ende 2022 wurde mit ChatGPT, erstmals ein Chatbot mit generativer Künstliche Intelligenz, der breiten Öffentlichkeit in einer kostenfreien Version zugänglich gemacht. Bereits rund ein halbes Jahr später, im Juni 2023, verkündete Autobauer Mercedes Benz ChatGPT in der Produktion einsetzen zu wollen. Und schon schrillen bei vielen Menschen die Alarmglocken. Für sie stellt ChatGPT nicht nur sinnbildlich, sondern ganz konkret eine unkontrollierbare Invasion der künstlichen Intelligenz (kurz: KI) in unsere Arbeitswelt dar. Und das, obwohl bekannte KI-basierte Systeme wie Siri oder Amazon Alexa schon länger Teil unseres modernen Lebens und Alltags geworden sind. Zudem verheißen Einsatz und Einfluss von KI-basierten Softwarelösungen für die Wirtschaft enorme Wachstumspotenziale. Das führt bei den Befürwortern und Förderern der neuen Technologien zu großer Euphorie. Wir befinden uns aktuell im Spannungsfeld zwischen Begeisterung und Aufbruchstimmung auf der einen und tiefgreifenden, existentiellen Ängste betreffend die künftige Rolle des Menschen in der Arbeitswelt auf der anderen Seite.

Der griechische Philosoph Heraklit stellte seinerzeit fest, dass nichts so beständig ist, wie der Wandel. Der technische Fortschritt und die damit häufig einhergehende schrittweise Verringerung des Bedarfs von menschlicher Arbeitskraft in verschiedenen Arbeitsabläufen und bei Routinetätigkeiten ist in der Geschichte der Menschheit keine Neuheit, sondern stetig wiederkehrender Effekt. Die technologische Weiterentwicklung hilft die Effizienz von Prozessen zu optimieren und beispielweise schneller produzieren zu können.

Ein konkretes Beispiel zeigt der Blick auf den Bereich Entwicklung und Konstruktion im Maschinenbau. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Reißbrett „State of the Art“ bei der Entwicklung neuer Maschinen. Mit Stift, Papier und Lineal in der Hand waren technische Zeichner und Ingenieure damit beschäftigt, Komponenten für z.B. Traktoren zu visualisieren und zu optimieren. Wenige Jahrzehnte später übernahmen EDV-basierte CAD-Programme einen Großteil der Zeichenarbeit und sind heutzutage für Konstrukteure und Ingenieure aus dem beruflichen Alltag nicht mehr wegzudenken. Und trotz dieser Entwicklung sind Absolventinnen und Absolventen technischer Studiengänge, sowie erfahrene Maschinenbauingenieure heute gefragter denn je.

Aber es ist nicht zu verkennen, dass es Berufsbilder gibt, die von den gegenwärtigen Entwicklungen stärker betroffen sein werden als andere. Gerade jene, die viele wiederkehrende Tätigkeiten beinhalten, die vergleichsweise leicht automatisiert werden können, wie z.B. die Durchführung von Buchungen im kaufmännischen Bereich oder die Auswertung von Zahlenmaterial. Im Gegensatz dazu sind Berufe, bei denen der Fokus auf menschlicher Interaktion oder dem Menschen an sich liegt, wie es z.B. bei Pflegeberufen, in der Medizin oder auch verschiedenen vertrieblichen Aufgaben der Fall ist, weniger gefährdet. Gleiches gilt für viele hochspezifische Berufsbilder in der Forschung. Dort wird Wissen aufgebaut, mit dem noch keine KI trainiert werden konnte.

Neben der Steigerung der Geschwindigkeit und Effizienz von Prozessen, kann der Einsatz von KI-basierten Instrumenten auch Potenziale auf dem Gebiet des Umweltschutzes begründen. Ein Blick auf den Pflanzenbau zeigt zum Beispiel, dass sowohl Global Player der Landtechnik als auch zahlreiche Start-Ups neue Methoden zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln durch punktuelle Ausbringung, dem Einsatz von Schwarmrobotern oder der noch exakteren Düngerapplikation entwickeln. Daraus ergeben sich weniger schädliche Umwelteinträge bei parallelen Ertragssteigerungen, die für eine dauerhafte Sicherung der Welternährung notwendig sind.

Wo liegen die Herausforderungen im Umgang mit und beim Einsatz von KI-Tools?

Zunächst gilt es offen zu sein, für die Veränderungen, die damit einhergehen werden. Niemand wird diesem Thema in seinem täglichen Arbeitsleben entgehen können. Nur wer die Herausforderung annimmt, kann sie meistern und an ihr wachsen. Wie stark die jeweiligen Aufgaben von Veränderungen durch KI geprägt sein werden, hängt vom jeweiligen Berufsbild und der Art der Tätigkeiten und Inhalte ab. Es gilt sich intensiv mit der Nutzung und Anwendung der KI-Tools zu beschäftigen und in diesem Bereich auch stetig weiterzuentwickeln. Nur so kann man mit der Entwicklung Schritt halten und kann dann auch die Chance nutzen, seinen Alltag von lästigen Routineaufgaben zu befreien und sich auf die spannenderen und besonderen Aufgaben konzentrieren zu können.

Idealerweise schafft man es so dank Fortbildung und Training vor die Welle zu kommen. Das Ganze aussitzen und KI als einen „vorbeigehenden Trend“ zu betrachten wird nicht funktionieren. Aber man kann sich für die Veränderungen bestmöglich rüsten und im eigenen Interesse aktiv werden. Technischer Fortschritt bringt Veränderung – wer die Herausforderung annimmt, kann an der Gestaltung der neuen Arbeitswelt im Allgemeinen und seiner individuellen im Besonderen mitarbeiten.

Oder käme es für Sie in Frage heutzutage noch ein Zahnrad am Reißbrett zu konstruieren?