Networking – Knüpfen Sie noch oder pflegen Sie schon?
Die Frage ist nicht unberechtigt. Denn das Geheimnis erfolgreichen Networkings ist es nicht nur, Kontakte zu knüpfen, sondern vielmehr, diese auch so zu pflegen, dass daraus ein tragfähiges, belastbares Netzwerk gedeihen kann. Das Netzwerken hat im Laufe der vergangenen Jahre rasant an Bedeutung gewonnen und ist nicht mehr nur ein Thema für Menschen, die im Vertrieb oder im Marketing aktiv sind. Genetzwerkt wird mittlerweile überall – und zwar digital und analog.
Aber Vorsicht! Es gibt zahlreiche Stolpersteine und versteckte Falltüren.
Viele glauben beispielsweise, dass es gerade beim digitalen Networking völlig ausreicht mal eben über ein Business-Netzwerk wie Xing oder LinkedIn geschwind ein paar Kontaktanfragen rauszuhauen und „Abrakadabra Simsalabim“ hat man ein belastbares Netzwerk geschaffen. Aber ist das wirklich so einfach?
Ein tragfähiges Netzwerk baut man nach Erfahrung der Dr. Schwerdtfeger Personalberatung weder in der digitalen noch in der analogen Welt allein durch die Anzahl der Kontakte auf. Viele Kontakte zu haben ist sicherlich nicht verkehrt, aber die Qualität der Kontakte muss eben auch stimmen. Qualität bedeutet in diesem Fall, dass man die „richtigen“ Menschen in seinem Netzwerk hat UND dass man zu diesen auch einen nachhaltigen Kontakt pflegt. Allein das Sammeln klangvoller Namen reicht mitnichten aus.
In der analogen Welt trifft man potenzielle Kontakte z.B. bei Schulungen, Fachmessen oder Branchenevents. Ist man auf der Suche nach dem Karriereeinstieg oder einer beruflichen Veränderung können Jobmessen auch eine gute Kontaktschmiede sein. Den Jackpot geknackt hat, wer sich durch einen bereits bestehenden Kontakt vorstellen lassen kann. Für alle anderen heißt es, aktiv werden und einen gelungenen Gesprächseinstieg finden. Nicht ganz einfach – gerade wenn man eher ein zurückhaltendes Naturell hat. Der Türöffner ist Smalltalk. Eine Fähigkeit, die manchen Menschen in die Wiege gelegt zu sein scheint und manch anderen im ersten Moment vor unlösbare Probleme stellt. Da ist es gut zu wissen, dass man Smalltalk lernen kann. Und ein gewisses Maß an Zurückhaltung kann zudem auch von Vorteil sein, stelle man sich beispielsweise mal bildlich eine kleine Runde von 3 Personen vor, bei der ein bis dato unbekannter Vierter hinzukommt, das Gespräch direkt an sich reißt und dann auch noch einige der Anwesenden mit unpassenden Wortbeiträgen verprellt. Unpassend im Smalltalk sind z.B. Themen wie Religion, Politik oder auch Krankheiten. Oder wollen Sie ungefragt über die Verdauungsprobleme von Ihnen unbekannten Personen en Detail informiert werden? Wir empfehlen, sich auf „ungefährliches“ Terrain zu begeben und das muss auch nicht immer nur das Wetter sein. Besondere Gegenstände in der direkten Umgebung – ein interessantes Bild, eine spannende Broschüre – oder ein kleiner Einwurf zu einem vielleicht zuvor von den Anwesenden gehörten Vortrag, der auch Anstoß für eine fachliche Diskussion sein kann oder gerade in der Urlaubszeit auch gerne die Frage danach, wo die andere Person ihre freien Tage verbracht hat. Dezent, nicht polarisierend und dennoch nicht belanglos. Das sollte das Ziel beim Smalltalk sein.
Hat man den Faden aufgenommen, können Visitenkarten getauscht werden und nächsten Schritte erfolgen. In Zeiten des digitalen Networkings gehört dazu dann im Regelfall auch die Kontaktaufnahme und Vernetzung über Business-Netzwerke wie Xing oder LinkedIn, die dann das analoge Networking flankiert.
Bleibt man beim digitalen Networking allerdings ohne den vorherigen persönlichen Kontakt, trifft man immer wieder auf Menschen, die mit der Methode „Ich werf´ mal eben 20 Eisen ins Feuer und gucke was passiert“, auf die Jagd nach Kontakten gehen. Sicherlich bestätigen viele Menschen ungeprüft die Kontaktanfragen, die sie erreichen. Diese Bestätigungen dienen im Regelfall nur dem hochpushen der Kontaktzahl, werden aber eher selten gute und belastbare Netzwerkpartner.
Das erfordert dann doch mehr Aufwand.
Erfahrungsgemäß ist es hilfreich, wenn bereits die Kontaktanfrage einen konkreten Bezug zum Profil des Gegenübers beinhaltet. Ein gemeinsames fachliches Thema, vielleicht ein interessantes Posting der Person, an das man anknüpfen kann oder der gleiche Studienort – ein großer bunter Strauß von Möglichkeiten. Wichtig ist, die Option eine persönlich Nachricht übersenden zu können, zu nutzen und nicht bloß auf den „Vernetzen“-Button zu klicken.
Wird die Anfrage bestätigt, gilt es den Faden weiterzuspinnen. Man kann sich ganz einfach für die Bestätigung bedanken und dann seinen Bezugspunkt aufgreifen und einen Austausch/Chat beginnen. Das heißt nicht, das wie beim Dating-Portal nun ständig Nachrichten hin- und hergehen müssen, weil man sein persönliches Match gefunden hat. Man darf beim Networking den Kontakt gerade in der Anfangsphase nicht überstrapazieren. Eine gewisse Regelmäßigkeit im Austausch ist empfehlenswert. Regelmäßig ist nicht gleichbedeutend mit Geburtstag, Weihnachten & Co. Hat man etwa im Profil gesehen, dass jemand auf Jobsuche ist, kann man auf passende Vakanzen, von denen man erfährt, hinweisen. Hat man erfahren, dass jemand gerade an einem besonderen Projekt arbeitet und genau dazu einen interessanten Artikel oder Beitrag entdeckt, kann man diesen weiterleiten oder teilen. Und sich so peu a peu einen neuen Kontakt aufbauen.
Für Tragfähigkeit und Belastbarkeit gibt es – ganz gleich ob analog oder digital – auch wenn man sich an alle diese „Spielregeln“ hält, beim Networking keine Garantie. Aber die Chance, dass daraus etwas Nachhaltiges entstehen kann, ist sicherlich größer, als wenn man sich auf die bloße Jagd nach Kontakten fokussiert.